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Samstag, 17. Oktober 2009

Schottische Schmalspurbahn

Ein Urlaub im Nordwesten Schottlands hatte mich zur Strathspey Railway nach Aviemore geführt, die auf etwa zehn Meilen an drei Bahnhöfen mit einem Dampfzug hält.
In Aviemore gibt es einen kleinen Laden auf dem Bahnsteig, der nicht nur Fahrkarten und Andenken, sondern auch Modelleisenbahnen verkauft. Ich habe mir dort ein paar Wägelchen zugelegt, weil mich die geringe Länge der britischen Güterwagen fasziniert hat. Zuhause habe ich sie auf 0n30-Schmalspurgleise gestellt, die ich beim Spielen mit meinen 28mm-Figuren verwende. Die Spurweite ist die gleiche wie bei dem 00-Maßstab von 1:76 von diesen Wägelchen.
Leider wirken die Wagen aber viel zu zierlich im Vergleich mit den teilweise bis zu 32mm großen Figuren, die mit dem Sockel sogar noch größer sind. Ein deutscher Regelspurwagen ist über drei Meter breit, während ein britischer zumindest ungefähr zweieinhalb Meter Breite erreicht. Das Bild zeigt deutlich, dass der Wagen allenfalls anderthalb Meter breit wäre.
Eine Lösung fiel mir aber sofort ein. Ich würde den Zug als Schmalspurbahn begründen und die Wagen einfach ein bisschen breiter machen. Die Höhe der gedeckten Güterwagen habe ich als ausreichend erachtet.
Leider fehlte aber noch eine passende Lokomotive. Ich habe nach einer besonders kleinen Maschine gesucht, die einen glaubwürdigen Umbau zur Schmalspurlok zulassen würde. In Ebay bin ich dann auch tatsächlich fündig geworden und habe eine leichte britische Nebenbahnlok in 00 bekommen, deren Vorbild von den 1890er bis in die 1950er Jahre unverändert gebaut worden war.
Der Lok war die Unverhältnismäßigkeit des Maßstabs im Vergleich mit 28mm-Figuren noch stärker anzusehen.
Der Führerstand musste unbedingt größer werden, damit eine Figur hineinpassen würde.
Ständiges Vergleichen mit einer Figur während dem Umbau hat eine erfolgreiche Anpassung sicher gestellt.Die umgebaute Lokomotive sollte den Standard für die größte Breite und Höhe der Güterwagen vorgeben.
Weil der Motor den gesamten Führerstand ausfüllt, habe ich ihn mit einer Platte abgedeckt, die aber das Platzieren von Lokpersonal unmöglich macht.
Lokführer und Heizer mussten deshalb auf Hüfthöhe abgeschnitten werden.
Ich habe dazu zwei Gangster verwendet, deren Revolver ich ihnen aus den Händen geschnitten habe, damit sie sich am Fensterrahmen festhalten können. Die Hemdkrägen und Krawatten habe ich zu geknoteten Halstüchern ummodelliert.
Nachdem die Lokomotive soweit fertig war, habe ich mit dem ersten Wagen angefangen. Ich habe versucht bei allen Wagen möglichst viel vom Originalmodell zu erhalten und nur ein paar Verbreiterungen einzufügen.
Der Vorher-Nachhervergleich zeigt das Breitenwachstum von fast einem Zentimeter deutlich.
Eine Stellprobe hinter der mittlerweile etwas mehr detaillierten Lokomotive überzeugt von der jetzt passenden Breite des Wagens.
Insgesamt habe ich neun Güterwagen umgebaut. Zwei Milchkesselwagen und einen Teertankwagen habe ich nicht verbreitert, weil die Tankaufbauten ohnehin direkt auf den Wagenrahmen montiert sind und ich die Rahmen selbst ja nicht verbreitert habe.
Die offenen Güterwagen waren ein bisschen leichter umzubauen als die gedeckten, da bei den Letzteren noch gewölbte Dächer geformt werden mussten.
Den in Großbritannien unvermeidlichen Bremswagen habe ich mir bis zum Schluss aufgehoben, weil ich schon vorher wusste, dass er den umfangreichsten Umbau erfordern würde und ich erst mit den einfacheren Wägelchen üben wollte.
Mittlerweile sind alle Umbauten abgeschlossen und ich habe angefangen den Zug zu bemalen.

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